
Martinsbrunnen
»Der vom Künstler selbst „Martinitreiben“ genannte Brunnen (...) stellt nicht etwa St. Martin als Person dar, sondern das der rheinischen Tradition entsprechende Treiben am St. Martinstag, womit ein enger Bezug zum Aufstellungsort und der dortigen St. Martinskirche gegeben ist.
Aus einer großen, flachen, runden Brunnenschale steigt eine schlichte, untergliederte Brunnensäule empor, die von der Bronzefigur eines realistisch dargestellten, barfüßigen Gänsehirten mit einer Stocklaterne bekrönt wird. Zwischen seinen Beinen befindet sich eine flatternde Gans, die der sich leicht bückende Junge im Begriff ist, mit der rechten Hand zu greifen. (...)
Darunter, in einem zweiten Wasserbecken, sind in locker kreisender Bewegung drei weitere Gänse einfangende Kinder angeordnet. (...)
Das lebendig gestaltete Zeugnis rheinischen Brauchtums löst den zuvor im Repräsentativen erstarrten Historismus der Gründerzeit durch die neue Frische des Jugendstils ab. Die Lebendigkeit der Darstellung, der Detailreichtum der geschilderten Szenen und das unverkrampft genrehafte Spiel der Kinder machen diesen Brunnen zu einem wahren Kleinod unter den Bonner Denkmälern.»
(Niesen, 2013, S. 105ff.)
Bothien, Horst-Pierre/Erhard Stang: Geheimnisvolles Bonn. Gudensberg-Gleichen 2003.
Niesen, Josef: Bonner Denkmäler und ihre Erbauer. Bonn 2013.
Schwedt, Georg: Bonner Brunnen und Wasserspiele. Quellen, Pumpen und Fontänen in der Stadt Bonn und ihren Stadtteilen. Bonn 2024.