
Tor I
von Jörg Immendorff
»Das Hauptmotiv des Gemäldes ist das in comicähnlicher Verfremdung dargestellte Brandenburger Tor. Darin ist die Deutschland- und Mauer-Thematik des Bildes bereits klar angesprochen. Immendorff verbindet in seiner Motiv- und Symbolsprache politische mit biographischen Momenten. Links unten im Bild befindet sich ein gemaltes Stück Papier mit der schlagzeilenähnlichen Botschaft „IMMENDORFF besucht – Y – 1979“. Y ist eines von mehreren Pseudonymen von A. R. Penck. Damit erschließt sich die wesentliche Bedeutungsgeschichte des Werkes. Denn 1976 hatten sich Immendorff und der damals noch in der DDR lebende Penck im „Kollektiv Immendorff–Penck“ zu einer dezidiert politischen Historienmalerei verpflichtet. Mit dem Ziel der Überwindung der innerdeutschen Grenze durch Kunst entstand in der Folge Immendorffs „Café Deutschland“-Serie aus zahlreichen großformatigen Gemälden. Dieses „Cafe Deutschland“ ist hier auf der rechten, der Ostseite des Tores als Ort der innerdeutschen Künstlerbegegnung dargestellt. Immendorff selbst ist zu erkennen – wie auch in anderen Gemälden nebst einem Affen als seinem Alter Ego. Auch A. R. Penck ist im Bild außer mit dem Y noch mit dem Zitat eines von ihm gemalten Strichmännchens vertreten. Die Eisscholle auf dem Tor, das Waffengerät und der Stacheldraht stehen für den Kalten Krieg. Ein paar Tautropfen symbolisieren die Hoffnung, diesen zu überwinden.«
(BBSR-Online-Publikation 03/2019, S. 175)
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 2013. BBSR-Online-Publikation 03/2019.
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